Fotos von der 183. Wallfahrt
„Sein pilgernd Volk will leiten der Herr in dieser Zeit“
dieses Motto haben wir für unsere
183. Regensburger Diözesanfußwallfahrt
„Zu unserer Lieben Frau von Altötting“
vom 24. bis 27. Mai 2012
gewählt.
Dieses Jahr begleitet uns ein doppeltes Jubiläum auf dem Weg zum Gnadenort:
50 Jahres sind vergangen, seit das 2. Vatikanische Konzil eröffnet wurde und auf vielfache Weise die Türen unserer Kirche öffnete. Indem es die Gemeinschaft der Kirche vergleicht mit dem „pilgernden Gottesvolk“, das sich auf den Weg gemacht hat, um durch alle Zeiten Christus entgegen zu gehen, spricht es ganz treffend auch von unserer Fußwallfahrt. In den drei Tagen unseres Unterwegsseins sind wir Kirche, so wie sie sein soll: voller Bewegung, Lebendigkeit, Vielfalt und Glauben – und mit einem einzigen, gemeinsamen Ziel. Dieses Ziel ist die Gemeinschaft mit Gott, die wir spüren dürfen, wenn wir in der Basilika von Altötting unsere große Eucharistie feiern. In Anlehnung an ein Lied haben wir darum als Motto gewählt: „Sein pilgernd Volk will leiten, der Herr in dieser Zeit, er hält am Ziel der Zeiten dort ihm sein Haus bereit“ (GL 639/5.)
Damit möchten wir auch den 100. Geburtstag der St. Anna Basilika würdigen. Sie ist unserer Pilgergemeinschaft zur „Heimat“ geworden. Mit der Basilika als Pilgerzeichen möchten wir der „Alten Dame“ herzlich gratulieren und gleichzeitig das Unsere dazu tun, dass die bevorstehende Renovierung in den kommenden beiden Jahren gut gelingen kann! Zu diesem Zweck laden wir euch ein, mit den gelben Pilgertüchern ein Zeichen der Solidarität zu setzen: Pilger helfen mit!
Einen guten Pilgerweg wünschen Euch die Pilgerleitung und die Verantwortlichen. Die Fürsprache unserer lieben Frau möge uns in einem frohen Miteinander von Pilgern und Helfern nach Altötting geleiten und diese Tage für jeden von Euch zur Kraftquelle werden lassen, die ermutigt, auf dem Pilgerweg des Lebens voranzukommen!
Hannes Lorenz Bernhard Meiler Norbert Götz
Geistlicher Beirat Pilgerführer Geistlicher Beirat
Geistliches Wort bei der 183. Regensburger Diözesanfußwallfahrt 2012 von Pfr. Hannes Lorenz
„Sein pilgernd Volk will leiten der Herr in dieser Zeit“
Predigt in St. Albertus Magnus
Liebe Pilgerfreunde!
Freude und Aufbruchstimmung kennzeichnen diesen Morgen. Und ich wünsche euch von ganzem Herzen, dass die Freude am Pilgern euch Kraft gibt und trägt und dass der Aufbruch nach Altötting zu einem neuen Aufbruch werden kann in eurem Leben und in eurem Glauben!
Häufig werden wir im Vorfeld gefragt: Was ist denn das besondere an eurer Wallfahrt? Was bewegt euch denn überhaupt, mitzugehen? Was macht euch aus? Letztlich gibt es dafür so viele Antworten, wie es Pilger gibt.
Aber diejenigen, die schon ein paar mal dabei waren, freuen sich bestimmt genauso wie wir auf das, was uns in den kommenden Stunden und Tagen ausmacht: Da formt sich ein schier unendlicher Zug von Menschen, der über die Straßen und durch die Lande zieht; da wird gebetet und gesungen und alle, die uns begegnen, dürfen spüren, wie nah der Glaube uns auf unserem Weg ist. Da wird lebendig, was wir in der Lesung aus dem Hebräerbrief hörten: „Wir bringen Gott das Opfer des Lobes dar, die Frucht der Lippen, die seinen Namen preisen!“ Wie schwer fällt uns das manchmal im Alltag unseres Lebens? Aber die nächsten drei Tage sind nicht Alltag, sie sind ein Fest unseres Glaubens. Sie laden uns ein zu danken, zu bitten, zu singen und aus der Tiefe unseres Herzens zu beten.
Zudem hoffe und wünsche ich mir, dass uns im langen Pilgerzug einmal mehr bewegt, was wir in der Lesung weiter hörten: „Vergesst nicht Gutes zu tun und mit anderen zu teilen – gehorcht den Vorstehern, denn sie wachen über euch und sollen mit Freude Rechenschaft ablegen können und nicht mit Seufzen.“ Damit haben wir zwischendurch ja auch unsere Schwierigkeiten. Doch genau davon hängt das freundschaftliche und gute Miteinander der kommenden Tage ab, das wir uns doch alle wünschen, und zu dem jeder seinen Teil beitragen muss.
Eines ist sicher: Die Gastfreundschaft, von der die Lesung spricht, wird uns bestimmt wieder in überwältigendem Maß geschenkt, in den Rastorten, in den Quartieren und überall, wo wir vorbeikommen.
Vieles könnten wir noch anführen, aber ich glaube, in diesen wesentlichen Dingen liegt das Geheimnis unserer Wallfahrt: Freude und Aufbruch, Lobpreis und Dank, freundschaftliches und geordnetes Miteinander, Gastfreundschaft überall. Dadurch wird das entscheidende möglich: eine innige Gottesbegegnung auf dem Weg und das Gespür dafür, dass Christus selbst unser Weg ist, der uns durchs Leben führt.
All diese Dinge sind aber nicht nur unverzichtbar für uns wie wir hier sind, sondern unverzichtbar für das pilgernde Gottesvolk als ganzes, für die Kirche, die Gemeinschaft aller Gläubigen. Stellt euch doch mal vor, wir würden es schaffen, in unsere Kirche und in unsere Pfarrgemeinden diese Stimmung, dieses Miteinander, diese Offenheit und Begeisterung, und diesen lebendigen Glauben hinein zu bringen, so wie wir es in den kommenden Tagen schaffen! Stellt euch doch mal vor, alle würden ihren Teil dazu ganz selbstverständlich beitragen, wie in den nächsten Tagen. Dann wäre unsere Kirche nicht alt und verstaubt, wie viele sagen, sondern jung und dynamisch, lebendig und vielfältig – wie wir alle es hier sind.
„Sein pilgernd Volk will leiten, der Herr in dieser Zeit!“ – mit diesem Motto und weil das Bild vom pilgernden Gottesvolk so gut zu uns passt, erinnern wir an das 2. Vatikanische Konzil, das vor genau 50 Jahren begann. Es brachte Aufbruchstimmung in die Kirche und Freude, bewirkte neue Überzeugungskraft und fand Antworten auf drängende Fragen. Es liegt nicht zuletzt an uns Pilgern, ob davon auch heute noch etwas zu spüren ist.
Gott selbst gebe uns die Kraft, in den nächsten Tagen möglichst viel davon lebendig werden zu lassen und er segne unseren Weg, damit wir noch mehr von dieser Lebendigkeit mit nach Hause bringen in unsere Familien und Gemeinden, in unsere Kirche. Die Gottesmutter ist uns dabei Schwester und Vorbild und Fürsprecherin. Amen.
Geistliches Wort am zweiten Tag
Liebe Pilger!
Wir liegen gut in der Zeit! Auf die Minute pünktlich erreicht das Kreuz die Orte auf dem Weg. Just in time regelt die Polizei den Verkehr und die Sanitätshelfer des Roten Kreuzes stehen für uns bereit. So viele Helfer tun ihre Aufgabe gewissenhaft und gern, damit wir einfach immer weiter gehen können, Schritt für Schritt, ohne uns irgendwelche organisatorischen Sorgen machen zu müssen. Dafür sagen wir ihnen allen herzlich Vergelt’s Gott! Denn nur durch sie können wir so gut in der Zeit liegen und können heute wieder einen erfüllten, schönen zweiten Pilgertag miteinander erleben!
Das gleiche Vergelt’s Gott sage ich aber euch allen: Denn was nützt die beste Organisation, wenn keiner mitgeht! Nur, weil ihr jetzt nicht mit dem Auto nebenher fahrt oder noch bis morgen früh im Quartier ausruht, sondern weil ihr zur Stelle seid und mit uns betend und singend auf dem Weg seid, darum liegen wir gut in der Zeit! Nur weil jeder von euch jetzt Zeit hat – keiner braucht vorauslaufen und hoffentlich auch keiner hinterherhecheln, jeder kommt zur rechten Zeit am Rastort an. Und nur so sind wir der Pilgerzug, den wir uns alle wünschen. Und weil das so ist, und weil wir bis Frontenhausen noch Zeit haben, darum macht es Sinn jetzt das geistliche Wort zu sprechen. Es würde mich schon sehr freuen, wenn ihr mir ein paar Minuten aufmerksam zuhört!
„…die Welt von heute versinkt immer mehr in Angst und Unsicherheit; zwar bekennt man sich immer wieder lautstark zu Frieden und Verständigung, aber dabei kommt es doch immer wieder nur zu verschärften Gegensätzen und verstärkten Drohungen. Was soll da die Kirche tun? … Erwartet man von der Kirche nicht mehr als ein bloßes Wort der Mahnung? Erwartet man von ihr nicht vielmehr … ein großes Beispiel?“
Diese Worte könnten aktueller nicht sein! Sie bringen die Aufgabe der Kirche auf den Punkt. Und doch sind diese Worte schon mehr als 50 Jahre alt. Der mittlerweile Selige Papst Johannes XXIII erklärte so, was ihn bewogen hat, das 2. Vatikanische Konzil einzuberufen. Das Fenster der Kirche wollte er aufstoßen, damit frischer Wind herein kommt.
Die wenigsten von Euch sind noch Zeitzeugen des Konzils – ich auch nicht. Und wenn wir mit unserer Fußwallfahrt an den 50. Jahrestag der Eröffnung erinnern, scheint das vielen jungen Pilgern schon wieder etwas Verstaubtes und Altes von gestern zu sein.
Typisch Kirche – alles alte Kamelle! „Wo bleibt das Neue?“ fragen viele, „wo bleiben die Antworten auf die Fragen der Menschen von heute?“ Da hat die Kirche scheinbar nichts zu bieten, darum lehnen sie immer mehr Menschen ab.
„… von einer wiedergewonnenen … Zustimmung zur … Kirche, … erwarten jene, die sich auf der ganzen Welt zum christlichen, katholischen Glauben bekennen, einen Sprung nach vorwärts, der einem vertieften Glaubensverständnis und der Gewissensbildung zugute kommt.“
Genau mit diesen Worten begann damals das Konzil. Und es wollte nichts anderes, als wir es heute auch wollen: dass unsere Kirche einen Sprung nach vorwärts macht.
Stattdessen leben wir in einer Zeit, in der vieles rückwärts zu laufen scheint, bei weitem nicht nur in der Kirche! Aber gerade in der Kirche ist das schlimm, denn das „pilgernde Gottesvolk“, von dem wir gestern schon im geistlichen Wort hörten, drängt nach vorn und ist der Zukunft zugewandt. Weil die Dokumente des Konzils genau das unterstreichen, möchte ich versuchen, euch ein paar wesentliche Aussagen und Entscheidungen nahe zu bringen.
Die vielleicht sichtbarste und täglich spürbare Änderung nach dem Konzil war die sogenannte Liturgiereform. Was uns heute selbstverständlich ist, dass die Hl. Messe und die Sakramente in unserer Muttersprache gefeiert werden dürfen, war eine Revolution von unten. Die Menschen wollten verstehen, was sie da feiern, sie wollten sehen, was vor ihren Augen geschieht, sie wollten Teil der Liturgie sein und nicht nur Zuschauer.
Und genau diese Aufgabe haben wir seit 50 Jahren alle: aktiv teilzunehmen an unseren gottesdienstlichen Feiern. Dabei ist es ganz gleich, ob jemand den Dienst des Lektors, Kommunionhelfers, Ministranten übernimmt oder im Kirchenchor singt. Jeder ist auf seine Weise wichtig und unverzichtbar. Mehr noch: mitvollziehen, was am Altar geschieht, das ist Aufgabe jedes einzelnen Christen. Es kommt auf jedes „Amen“ an, das mitgebetet und mitgesungen wird. Wie langweilig muss es doch für diejenigen sein, die im Gottesdienst ihren Mund nicht aufmachen und von Anfang bis Ende nur zuhören und die Zeit absitzen! Das Konzil fordert alle auf, den Gottesdienst aktiv mitzufeiern. Und wer das tut, wer sich die Mühe macht die biblischen Texte wirklich zu hören und Gebete zu verstehen, für den ist Gottesdienstfeiern abwechslungsreich und spannend. Ok, das fordert mehr von jedem, als das bloße Zuschauen.
Glaubt mir, ich übertreibe nicht! Ihr könnt ja als Alternative mal eine lateinische Messe im alten Ritus besuchen. Viele schwärmen ja heutzutage davon, wie andächtig und geheimnisvoll das sei. Da kommt es einzig und allein darauf an, was der Priester vor sich hin murmelt. Das Volk sitzt auf den Zuschauerplätzen und ist eigentlich überflüssig.
Ach ja, das Latein, das doch alle Christen miteinander verbindet: ich habe in Regensburg eine Pfarrei, in der allein die Katholiken aus 39 verschiedenen Nationen stammen. Deutsch können wenigstens alle verstehen. Kirchenlatein dagegen ist fast für alle gänzlich unverständlich.
Und warum sollte die Messfeier in der Muttersprache weniger innerlich und herzlich sein als die Messfeier im alten Ritus? Habt ihr schon mal eine Liebeserklärung auf Latein abgegeben? Wenn ich jemandem mein Herz ausschütte, dann doch in der Sprache, die mir von Anfang an ans Herz gewachsen ist. Warum sollte das bei Gott anders sein? Wenn Gott mein Vater ist, darf ich ihm sowohl meine Liebe als auch meine Sorgen in meiner Muttersprache sagen – das, genau das hat uns das Konzil ermöglicht. Gott sei Dank!
Ein anderer wichtiger Bereich ist die Beschäftigung mit der Heiligen Schrift. War die Bibel vorher eher ein Buch für den Klerus, „so soll der Zugang zur Heiligen Schrift jetzt für die an Christus Glaubenden weit offenstehen!“ Die Heilige Schrift als Grundlage für unseren Glauben ist das wichtigste Buch für jeden Christen.
Dabei geht es nicht mehr um Wort für Wort-Auslegung, sondern um ein tieferes Verstehen dessen, wie Gott sich den Menschen offenbart hat. Deshalb erschließt sich die Heilige Schrift nicht durch einfaches drüberlesen von vorn nach hinten; sie schenkt mir das wesentlich ihrer Botschaft erst, wenn ich mir mehr Zeit nehme, mich mit dem Wort Gottes zu beschäftigen. Genau dazu fordert uns das Konzil auf! Und gottlob ist das Lesen in der Heiligen Schrift und das Gespräch darüber vielen unverzichtbar und selbstverständlich geworden. Aber wenn ich euch jetzt der Reihe nach fragen würde, wann ihr das letzte Mal in der Bibel gelesen habt – was könntest du mir zur Antwort geben? Gestern, letzte Woche – oder hast du etwa gar keine Bibel daheim? Nein, ich möchte keinem ein schlechtes Gewissen machen, aber ich möchte darauf hinweisen, dass Gott jedem von uns zutraut, ihm in der Heiligen Schrift zu begegnen – ob er sie nun zur Gänze versteht oder viele Fragen hat – und dass das Konzil uns den Weg dahin geöffnet hat. Wir können als Christen das Evangelium nur dann leben, wenn wir es auch verstanden haben.
Die Hochschätzung der Heiligen Schrift bringt uns zu einem dritten wesentlichen Fortschritt durch das Konzil: Die Rolle der Laien in unserer Kirche. Das ganze Volk Gottes wird geprägt von der Verschiedenheit der Dienste, aber von der gemeinsamen Sendung durch Christus. Papst, Bischöfe und Priester haben ein Dienstamt im Volk Gottes, jeder einzelne Gläubige hat teil am gemeinsamen Priestertum. Jeder von uns ist durch Taufe und Firmung von Christus selbst beauftragt, sein Evangelium zu verkünden. Jeder hat seine Portion vom Heiligen Geist bekommen, die ihn befähigt ein Apostel Jesu zu sein. Dazu braucht es weder eine Erlaubnis noch eine Beauftragung vom Pfarrer oder vom Bischof. „Was die Seele im Leib ist, das sollen in der Welt die Christen sein“, sagt das Konzil wörtlich.
Allerdings käme es darauf an, dass alle ihrem Auftrag immer im Blick auf die Gemeinschaft der Gläubigen nachkommen: Wir brauchen keine Einzelkämpfer und keinen übertriebenen Gehorsam.
Die Konsequenz dieser Aussage kennen wir alle: es sind die Laiengremien, ohne die unsere Pfarrgemeinden und Diözesen nicht mehr auskämen. Was wären wir denn ohne die Pfarrgemeinderäte vor Ort? So wie der Priester der Fachmann für das Geistliche ist, so sind es die Laien für alle weltlichen Dinge, und dazu gehört das alltägliche Leben der Menschen, mit all den damit verbundenen Fragen. Leider kommen solche Fragen in unseren Pfarrgemeinderatssitzungen meistens zu kurz! Und deswegen nutzen wir längst nicht alle unsere Möglichkeiten.
Das Konzil wollte die Zeichen der Zeit erkennen und dazu einen Dialog mit der Welt führen. Dafür braucht es jeden einzelnen. Jeder ist dafür wichtig und unverzichtbar, sagt das Konzil. Gott sei Dank.
Undenkbar ohne das Konzil wäre die selbstverständliche Ökumene, die wir mit der evangelischen und mit anderen Kirchen pflegen. Was ist auf diesem Gebiet alles nach vorn bewegt worden? Ok, wir würden uns noch viel mehr wünschen und es könnte noch viel schneller gehen. Aber dass wir ganz selbstverständlich miteinander reden und feiern und einander hoch schätzen, dass es sogar ökumenische Kirchentage gibt, wäre ohne die damaligen revolutionären Beschlüsse nicht denkbar gewesen.
In gleicher Weise gab es eine Öffnung auf die anderen Religionen hin, das Judentum und den Islam. „Die katholische Kirche lehnt nichts von dem ab, was in diesen Religionen wahr und heilig ist.“ sagt das Konzil. Natürlich wäre auch in diesem Miteinander noch mehr Verständnis und Interesse wünschenswert. Aber dem steht letztlich auch nichts im Weg.
Viele uns heute so selbstverständliche und doch ohne das Konzil für unsere Kirche undenkbare Anstöße wurden vor 50 Jahren noch gegeben:
– Jeder Mensch hat seine Würde, weil er – ganz gleich wer er ist, woher er kommt und wie er glaubt – weil ein Ebenbild Gottes ist.
– Die Aufgabe der Kirche ist es, eine humanere, menschlichere Welt zu schaffen – eine große Aufgabe, gerade in unserer Zeit, da es in der Welt immer unmenschlicher zu werden scheint.
– Die Aufgabe der Laien ist es, dem gesellschaftlichen Leben die Gebote Gottes einzuprägen – eine Aufgabe, die uns immer schwerer fällt.
„… von einer wiedergewonnenen … Zustimmung zur … Kirche, … erwarten jene, die sich auf der ganzen Welt zum christlichen, katholischen Glauben bekennen, einen Sprung nach vorwärts, der einem vertieften Glaubensverständnis und der Gewissensbildung zugute kommt.“
Liebe Pilger, das waren nur ein paar, aber ganz wesentliche Dinge, die sich in unserer Kirche vor 50 Jahren verändert haben. Und das war ein Sprung nach vorwärts, und zwar ein gewaltiger. Darum ist es wert, dass wir uns heute und mit dem Motto unserer Fußwallfahrt daran erinnern! Die Aussagen des Konzils gelten heute unverändert. Wir liegen als Kirche gut in der Zeit, weil es das Konzil und seine Entscheidungen gegeben hat!
Gleichzeitig macht dieses Erinnern bewusst, was wir als Christen für eine große Verantwortung zugesprochen bekommen haben. Ihr müssen wir uns stellen, jeder einzelne und jeden Tag neu. Da gibt es noch viel zu tun. Das Konzil fordert uns. Es geht nicht an, nur festzustellen, dass die Kirche als solche nichts vorwärts bringt. Wir sind die Kirche – wenn zu wenig vorwärts geht, liegt das auch an uns. Andersherum: Es liegt an uns, dass etwas in unserer Kirche vorwärts geht. Wir können als Kirche noch viel besser in der Zeit liegen, wenn wir alle unserer Verantwortung nachkommen.
In der Erinnerung an die Aufbruchstimmung der Konzilszeit spüren wir freilich auch, wie sehr wir uns danach sehnen, dass heute jemand sich traut, das Fenster der Kirche zu öffnen, damit erneut frischer Wind herein kommt. In diesem Anliegen lade ich euch alle ein, anschließend ordentlich um die Kraft des Heiligen Geistes zu bitten! Als das pilgernde Gottesvolk, das sich vom Herrn leiten lässt und dem Rückenwind des Heiligen Geistes vertraut, werden wir uns am allerbesten den Herausforderungen unserer Zeit stellen können.
Bleibt ein letzter Gedanke, den das Konzil genau für uns Fußwallfahrer nach Altötting formuliert hat:
„Wie die Mutter Christi, im Himmel schon mit Leib und Seele verherrlicht das Urbild der Kirche ist, so leuchtet sie auch hier auf Erden als Zeichen der sicheren Hoffnung und des Trostes dem pilgernden Gottesvolk voran!“
Gehen wir in diesem Vertrauen unseren Weg zuversichtlich weiter!
Vergelt’s Gott fürs Zuhören!
Gebetseinladungen und Texte
Wer kleine Gebete oder ausführliche Rosenkränze haben möchte, kann sich bei Pfarrer Hannes Lorenz melden oder auf www.pilgerpfarrer.de klicken.
Thema: Pilgerndes Gottesvolk, „Kirche unterwegs“
Thema: Unsere Familien und Kinder
Thema: „Sein pilgernd Volk will leiten…“ (Geistliches Wort Pfr. Norbert Götz)
Thema: Sorgen der Eltern um ihre erwachsenen Kinder
Thema: Twitter, Facebook, Kommunikation im Web
Thema: Lob und Preis sei ohne End…
Thema: Die Leiden der Anna Schäffer
Thema: Arbeiter im Weinberg des Herrn / Geistliche Berufe
Thema: Schöpfung
Thema: „Das 2. Vatikanische Konzil“ – prägende Neuerungen und Folgen (Geistliches Wort Pfr. Hannes Lorenz)
Thema: alles befristet und begrenzt: Leben auf Zeit
Thema: Moral (Verantwortung, Werte, stille Tage)
Thema: Frieden – Syrien – Ukraine – Afrika – etc.
Thema: Für alle Daheimgebliebenen Angehörigen und Freunde und ihre Anliegen
Thema: Maria
Thema: Hl. Anna Schäffer – Beraterin, Trösterin, Vorbild
Thema: Unsre Anliegen
1. Etappe: Regensburg St. Albertus Magnus – Mangolding
Thema: Pilgerndes Gottesvolk, „Kirche unterwegs“
Endlich sind wir wieder auf dem Weg. Viele von uns haben sich schon das Jahr darauf gefreut, in dieser großen Gemeinschaft zu pilgern. Andere sind vielleicht noch ein wenig unsicher in diesem großen Pilgerzug und sind noch ganz gespannt, was in diesen Tagen auf sie zu kommt.
Schön, dass ihr alle mit dabei seid! Wir wünschen euch allen viel Freude beim Pilgern, ein gutes Miteinander mit denen, die vor euch, neben und hinter euch gehen. Vielleicht schaut ihr euch jetzt ganz bewusst mal an und wünscht euch gegenseitig eine gute Wallfahrt, einen guten Weg!
Als große Pilgergemeinschaft gehen wir Schritt für Schritt unserem Ziel in Altötting entgegen. Auf manche, die an den Kreuzungen warten müssen, wirken wir wie eine große Völkerwanderung. Und tatsächlich sind wir das „pilgernde Gottesvolk, das unterwegs ist auf den Wegen dieser Zeit und das seinem Ziel entgegen geht“. Mit diesen Worten hat das 2. Vatikanische Konzil die ganze Kirche beschrieben. In diesen drei Tagen zeigen wir alle miteinander, was Kirche ihrem Wesen nach ist und sein soll: Eine Gemeinschaft von Menschen, in der jeder seinen Platz hat; ein Zusammenhalt der Christen, unter denen der Glaube lebendig und spürbar ist; eine Bewegung der Hoffnung, die immer nach vorn schaut. Wir spüren auf unserem Pilgerweg also all das, was wir in unserer Kirche und in unseren Gemeinden manchmal vermissen, aber was sein könnte, wenn alle das Ihre beitragen.
Danke, dass ihr das Eure dazu beitragt, dass wir auf unserem Weg Kirche anders leben können. Danke, dass ihr auf eure Weise und jeder an seinem Platz Kirche mitgestaltet. Auf euch kommt es an, in diesen drei Tagen und das ganze Jahr über. Wir – so wie wir hier unterwegs sind, wir sind Kirche. Und wir wissen Christus selbst an unserer Seite.
Betrachten wir im Rosenkranz nun die Geheimnisse des Lebens Jesu, in denen er das Licht seiner Botschaft und seines Lebens in die Welt hineinleuchten ließ. Beten wir für unsere Kirche, unsere Diözese und unsere Pfarrgemeinden, dass in ihnen das Licht Christi erfahrbar und spürbar wird für die Menschen, die nach Sinn und Gottesbegegnung suchen. Beten wir, dass wir alle das unsere beitragen, das Licht Christi umso heller zum Leuchten zu bringen.
Lichtreicher Rosenkranz
Volk-Gottes-Litanei
Thema: Unsere Familien und Kinder
Viele von euch sind heute Morgen aus ihren Familien aufgebrochen. Und doch lasst ihr eure Lieben nicht einfach daheim, sondern ihr tragt sie mit euch mit, in eurem Gebet. Ihr empfehlt sie der Fürsprache der Gottesmutter, damit das Miteinander in eurer Familie auch weiterhin von Glück und Gesundheit begleitet sei, vom Segen Gottes, mit dem ihr die Zukunft wagt.
Vielleicht ist es in besonderer Weise das Gebet für eure Kinder, das euch auf dieser Wallfahrt bewegt. Eltern können vieles für ihre Kinder tun, und doch müssen sie immer wieder spüren, dass sie nicht alles in der Hand haben.
Wenn Kinder klein sind, nimmt man sich so vieles vor. Eltern möchten nichts versäumen: möchten Begabungen fördern, für gute Entwicklungschancen sorgen, mit der richtigen Wahl des Kindergartens und der Schule den besten Weg ebnen. Und dennoch müssen manche Dinge schmerzlich akzeptiert werden: Wenn Kinder anders sind – z.B. durch Behinderungen, Aufmerksamkeitsstörungen, Krankheiten – können sie die Erwartungen ihrer Eltern oft nicht erfüllen. Da braucht es Beistand, sich richtig zu verhalten und richtig zu entscheiden. Da braucht es Geduld und Vertrauen, bis der Weg gefunden ist, der dem Kind gerecht wird.
Wenn Kinder Teenies werden, ändert sich die Welt. Das Miteinander in der Familie und das Verständnis füreinander werden oft schwierig. Die Sorge um die rechten Freunde und um das rechte Fingerspitzengefühl für Grenzen und Freiraum belastet die Eltern. Damit verbunden bleiben die Fragen: Ob es mit der Schule klappt? Ob der Abschluss auch genügt, um einen Ausbildungsplatz zu bekommen?
Wenn Kinder dann erwachsen werden und ihre eigenen Entscheidungen treffen, müssen Eltern mühsam loslassen lernen. Verstehen, akzeptieren und dennoch begleiten, beraten ohne vorzuschreiben, helfen ohne ihnen die Entscheidung abzunehmen – das braucht viel Einfühlung und Geduld und sorgt oft für Ärger und Streit.
In all diesen Fragen möchte unser Glaube da sein, Mut machen, Zuversicht schenken. Taufe, Erstkommunion und Firmung sind nicht nur schöne Feste, sondern zeigen, dass Gott mitgeht – den Weg der Kinder und den Weg der Familien. Die Sakramente und die Vorbereitung darauf ernst zu nehmen und sich zu engagieren, will spürbar machen, dass Gott mit seinem Segen da ist und über Schwierigkeiten hinweghilft.
Beten wir deshalb im nächsten Glorreichen Rosenkranz für unsere Familien, für die Eltern, die sich mit ihren Kindern auf den Weg ins Leben und in den Glauben machen, um die richtigen Entscheidungen und die Begleitung Gottes, der ihnen die nötige Kraft gibt.
2. Etappe: Sünching – Geiselhöring
Thema: „Sein pilgernd Volk will leiten…“ (Geistliches Wort Pfr. Norbert Götz)
(Text wird nachgereicht)
Thema: Sorgen der Eltern um ihre erwachsenen Kinder
„Kleine Kinder, kleine Sorgen, große Kinder, große Sorgen.“ Ob dieses gängige Wort wirklich stimmt, darf bezweifelt werden. Heute Vormittag haben wir in den Sorgen der Eltern mit ihren kleinen Kindern und Jugendlichen gebetet. In diesen Nachmittag hinein, laden wir euch ein, die Sorgen der Eltern mit ihren erwachsenen Kindern zu teilen.
Manche verstehen die Welt nicht mehr, wenn ihre Töchter und Söhne anfangen Wege zu gehen, die sie nicht mehr nachvollziehen können. Partnerschaften jeder Art sind heute an der Tagesordnung – Kinder sind für viele schon lange kein Grund mehr für eine feste, dauerhafte Partnerschaft und Ehe. Eltern leiden mit, wenn Beziehungen zerbrechen und ein Neuanfang erst wieder mühsam gelingen muss.
Enkelkinder werden häufig in ganz anderen Wertvorstellungen erzogen, die Großeltern kaum mehr nachvollziehen können. Besonders schmerzlich ist vielen mitzuerleben, wie Taufe und Erziehung im Glauben den Eltern unwichtig werden. Die Frage, warum so wenig von der eigenen Erziehung übrig geblieben ist, oder ob sie gar in der Erziehung versagt haben, quält. Und manche Großeltern wären allein darüber glücklich, ihr Enkelkind wenigstens das ein oder andere Mal sehen zu dürfen oder gar das Vertrauen zu spüren, in der Erziehung gebraucht zu werden.
Arbeit und Freizeitgestaltung haben heute eine ganz neue Dynamik. Wie viel Verständnis ist da nötig und wie oft können die älteren ihre Jungen deswegen gar nicht mehr verstehen. Die so ganz andere Arbeitswelt unserer Zeit zerreißt die Träume der älteren von Nähe und Hilfe.
Wo mehrere Generationen zusammenleben, kann das Miteinander so viel Freude bereiten. Und doch müssen andere, die in schlimmen Generationenkonflikten stecken, erfahren, wie zermürbend das sein kann, wenn es kein Gespräch mehr gibt, keine Begegnung, stattdessen Vorwürfe und Streit.
Jeder von euch erlebt das anders. Und jeden laden wir im folgenden Rosenkranz ein, seine ganz persönlichen Erfahrungen und Bitten aufzugreifen. Bitten wir Gott um seinen Beistand und das rechte Wort, damit Verständnis, Respekt und Miteinander in unseren Familien wachsen.
Rosenkranz „Die Mutter Jesu und ihr Sohn“
3. Etappe: Geiselhöring – Mengkofen
Thema: Twitter, Facebook, Kommunikation im Web
Eigentlich ist das erstaunlich. Erstaunlich, dass tausende Menschen sich miteinander auf den Weg machen – ohne, dass hierfür auf facebook oder twitter eingeladen wurde. Eigentlich ist das erstaunlich, dass so viele – auch und gerade junge Leute – sich auf den Weg machen und drei Tage lang auf ihren gewohnten Internetanschluss verzichten. Nein, nicht falsch verstehen, die ungeahnten Möglichkeiten, die das world wide web und die verschiedenen Kommunikationsplattformen bieten, eröffnen eine neue Welt. Und wer den Zugang zu ihr gefunden hat, dem tun sich viele Wege auf, die er ansonsten kaum entdecken könnte. Diese Medien sind genial. Sie verbinden die Menschen auf der ganzen Welt und schaffen Beziehung. Sie ermöglichen Kommunikation in Sekundenbruchteilen. Ein Mouseclick überbrückt unüberwindliche Distanzen. Unüberwindlich scheinen aber auch die Probleme dieser neuen Medien: Wer sie nützt, gibt ein Stück von sich selber preis, stellt sein Innerstes in die Öffentlichkeit und riskiert angegriffen, ausgenützt, blamiert und abgestempelt zu werden. Facebook und Twitter und der unvorsichtige Umgang mit ihnen, können Menschen auch fertig machen. Viele warnen in unserer Zeit davor.Junge Leute haben große Probleme, ohne diese neuen Medien sozial akzeptiert zu werden. Umgekehrt haben viele keinerlei Schwierigkeiten über das Internet Kontakt aufzunehmen, während sie Scheu haben oder es gar verlernt haben, andere persönlich anzusprechen, mit ihnen zu reden, zu telefonieren oder Beziehungen aufzubauen.Eigentlich sind wir in diesen drei Tagen der Wallfahrt doch auch ein soziales Netzwerk. Wir reden miteinander, wir beten und singen, wir gehen, wir pflegen Freundschaften und helfen uns gegenseitig, wir haben alle dasselbe Ziel. Wir begegnen uns menschlich, intensiv – ganz ohne Mouseclick. Erstaunlich. Beten wir um die Fähigkeit, den Menschen so begegnen zu können, wie Jesus es getan hat. Er schaute sie an und nahm sie ganz persönlich wahr; er hörte ihnen zu und wusste um ihre Not; er sprach sie an und sie folgten ihm; er rührte sie an und sie wurden heil; er begegnete ihnen von Herz zu Herz und sie wurden froh.Beten wir miteinander den Christus-Rosenkranz.
e-mail –Gebet
Thema: Lob und Preis sei ohne End…
Es ist unbeschreiblich schön. Die Vorbetergruppe geht etwa in der Mitte und wir können nach vorne und hinten schauen – ein bunter Pilgerzug mit so vielen Menschen, bunt gemischt aus allen Schichten und Altersgruppen, von überallher – alles Pilger, die singen und beten und ihren Glauben spüren lassen. Schön dass ihr alle mit dabei seid! Danke, dass ihr auf diese Weise euer Glaubenszeugnis gebt! In unseren Kirchen und Gemeinden zeigt sich häufig ein ganz anderes Bild: Wir schauen nach vorn und schauen nach hinten und es werden immer weniger, die mit uns glauben.Doch diese negative Erfahrung mindert nicht das Engagement so vieler, die sich auf verschiedenste Weise einbringen und mitarbeiten. Viele von euch zählen doch zu denen, die vor Ort die Kirche tragen und maßgeblich mitgestalten; viele von euch machen Kirche konkret in Kindergärten und Altenheimen usw.; viele sind ganz selbstverständlich zur Stelle, wenn es gilt anzupacken und Aufgaben zu übernehmen. Vergelt’s Gott, dass ihr auf diese Weise da seid! Vielerorts und in manchen Situationen kommt dieser Dank zu kurz. Auch wir Pfarrer geizen manchmal mit Lob und Anerkennung. Aber darum jetzt, umso intensiver: Vergelt’s Gott, dass ihr auf diese Weise da seid!Und diesen Dank für jeden einzelnen und seinen wertvollen Dienst in der Gemeinschaft der Kirche tragen wir nun vor Gott. Er sieht euer Engagement. Er gebe euch Kraft und schenke euch Mut und immer wieder die Erfahrung, dass ihr Wertschätzung und neue Mitarbeiter bekommt.
Rosenkranz vom engagierten Christen
Thema: Für die Kranken
Litanei für die Kranken
4. Etappe: Mengkofen – Dingolfing
Thema: Die Leiden der Anna Schäffer
Am 21. Oktober dieses Jahres wird Papst Benedikt die Sel. Anna Schäffer von Mindelstetten heilig sprechen. Es wird die erste Heiligsprechung für die Diözese Regensburg sein seit dem Heiligen Wolfgang vor fast 1000 Jahren. Aus diesem Anlass möchten wir heute morgen an Anna Schäffer erinnern, an ihr Leben und ihren Glauben, vor allem aber an ihre Bedeutung für uns.Die „Schreiner Nandl“, wie sie die Mindelstettener heute noch nennen, wurde am 18. Februar 1882 geboren. Ihr Wunsch war es, Missionsschwester zu werden. Ein folgenschwerer Unfall am 4. Februar 1901, bei dem sie sich beide Beine in kochender Lauge verbrannte, zerstörte ihre Pläne. Trotz intensiver Bemühungen der Ärzte gelang es nicht, ihre Wunden zu heilen. Bis zu ihrem Tod konnte sie das Krankenbett nicht mehr verlassen. Zu ihrem schweren Siechtum gesellte sich bittere Armut. Nach vergeblichem inneren Aufbäumen lernte Anna Schäffer Gottes Willen immer tiefer zu erkennen und schließlich sogar freudig zu bejahen. In Siechtum und Armut sah die junge Frau den liebevollen Anruf Jesu, ihm in der Schule des Leidens zu folgen. Sie fasste den Entschluss, ihr Leben und ihre Schmerzen Gott als Sühneopfer für die Bekehrung der Sünder darzubringen. Anna Schäffers größte Stärke war nach ihren eigenen Worten die heilige Kommunion. Obwohl selber leidend tröstete sie auf ihrem Krankenlager Unzählige in Wort und Schrift und versprach ihr Fürbittgebet. Nach 25-jähriger Leidenszeit starb sie am 5. Oktober 1925 mit den Worten: „Jesus, dir leb’ ich“.Anna Schäffer zeigt, dass Leid und unheilbare Krankheit im Vertrauen auf Christus angenommen werden können, der selbst ein Leidender geworden ist, um uns Menschen sogar in Schmerz und Tod den Trost göttlicher Nähe zu schenken.Beten wir um ihre Fürsprache für all unsere Kranken und Leidenden. Bitten wir Christus im schmerzhaften Rosenkranz um Kraft und Geduld für all jene, die sie liebevoll pflegen.
Schmerzhafter Rosenkranz
Thema: Arbeiter im Weinberg des Herrn / Geistliche Berufe
Jesus sagt: „Die Ernte ist groß, aber es gibt nur wenig Arbeiter. Bittet also den Herrn der Ernte, Arbeiter für seine Ernte auszusenden.“
In diesem Auftrag wollen wir jetzt beten um geistliche Berufungen. Wir beten um Menschen, die bereit sind, sich ganz in den Dienst der Frohen Botschaft zu stellen – nicht nur um zu ernten, sondern noch viel mehr um zu säen und zu begleiten.
Wir beten nicht um weltfremde, bloß fromme Leute, wir beten um Zeugen des Evangeliums mit Fleisch und Blut, „die in der Lage sind Antworten zu geben, auf die Herausforderungen unserer Zeit“ – so nennt es Papst Benedikt. Ja, wir wissen, solche sind selten geworden in unseren Gemeinden. Und hier muss unser aller Sorge ansetzen: Viel mehr Christen sind von Gott berufen zu einem Leben in Ehe und Familie, als solche, die gerufen sind zum priesterlichen Dienst und zum Ordensstand. Aber wenn wir nicht endlich wieder anfangen, Ehe und Familie mit der Aussaat des Evangeliums in die Herzen der Kinder zu verbinden, wird es um die besondere Nachfolge im geistlichen Beruf weiterhin schlecht bestellt bleiben.
Beten wir also darum, dass auch Eheleute ihren Auftrag erkennen, an der Ernte des Herrn mitzuwirken.
Umgekehrt: Wenn du als junger Mensch, das Glück hast, den Ruf Jesu aus dem Evangelium heraus ganz persönlich zu vernehmen – warum sagst du nicht JA zu ihm, warum folgst du ihm nicht? Ist es die Einschätzung deiner Freunde und Bekannten, die dich zögern lässt?
Beten wir darum, dass diejenigen, die heute mit uns gehen, ihren Ruf entdecken und dazu JA sagen können; beten wir darum, dass wir alle miteinander zu einer Atmosphäre beitragen, in der junge Menschen den priesterlichen Dienst und den klösterlichen Weg wagen.
Gebet um Geistl. Berufe
Thema: Schöpfung
An diesem erwachenden Morgen freuen wir uns über die herrliche Natur, durch die uns unser Weg führt. Wir spüren, dass wir Teil einer wunderbaren Schöpfung sind, die Gott uns Menschen anvertraut hat. Dankbar sollten wir sein für dieses großartige Geschenk und für das Geheimnis des Lebens, das er in diese Welt hinein gelegt hat.
Immer wieder erfahren wir die Welt und die Menschen in verschiedenster Weise bedroht. Überflutung, Wirbelstürme, Erdbeben – das ist alles nichts Neues und doch werden diese Naturphänomene zu todbringenden Katastrophen, wo wir Menschen unserer Verantwortung zu wenig gerecht werden.
Beten wir im folgenden Rosenkranz um den nötigen Respekt der Menschen vor der Schöpfung Gottes und um das Bewusstsein aller, dass die Schönheit dieser Welt uns nur geliehen ist.
Schöpfungsrosenkranz
5. Etappe: Dingolfing – Frontenhausen
Gewissenserforschung
Thema: „Das 2. Vatikanische Konzil“ – prägende Neuerungen und Folgen (Geistliches Wort, Pfr. Hannes Lorenz)
Thema: alles befristet und begrenzt: Leben auf Zeit
Wie würden wir unsere Zeit und Gesellschaft am besten beschreiben: Schnelllebig? Unverbindlich? Vorläufig? Mobil? Wir Menschen wollen und sollen immer erreichbar, immer verfügbar, immer flexibel sein, damit wir möglichst keine Gelegenheit verpassen und in unserer Berufswelt nach Bedarf eingesetzt werden können.
Daran kann ein Einzelner kaum etwas ändern. Aber das darf nicht darüber hinweg täuschen, dass mit der Schnelllebigkeit unserer Zeit und Gesellschaft die festen Positionen selten geworden sind. Sich auf etwas festlegen, eine Entscheidung treffen und die Konsequenzen durchhalten passt nicht zur heutigen Welt.
So erleben wir alles nur noch befristet und begrenzt:
Unsere Lebensmittelpunkte wechseln, Umzüge und Neuanfänge werden so häufig notwendig, dass es gar nicht mehr lohnt irgendwo heimisch zu werden und sich in Gruppen und Vereinen zu integrieren oder gar zu binden. Der Effekt: es wird anonymer, unpersönlicher, selbst in den Dörfern. Und diejenigen, die sich für die gemeinsame Sache engagieren, bleiben immer dieselben.
Unsere Berufswelt verlangt nach immer mehr Offenheit für neue Aufgaben und die Bereitschaft, sich immer neue Fähigkeiten anzueignen. Wer kann heute schon sagen, er hätte den Beruf fürs Leben gefunden? Allenfalls den Job für ein paar Jahre oder eine noch viel kürzere Zeit. Umsteiger, Quereinsteiger, Zusatzqualifikationen sind alltäglich. Wenn der Beruf aber nur noch „Job auf Zeit“ ist, wächst die Unsicherheit und manchmal die Angst vor der Zukunft. Ein Haus zu bauen und eine Familie zu gründen wird deswegen für junge Leute immer riskanter.
Noch schlimmer wirkt sich diese Entwicklung auf unsere Ehen, Beziehungen und Partnerschaften aus. Lebensabschnittsgefährten können scheinbar beliebig gewechselt werden – passend zur jeweiligen Situation. Die Bereitschaft, sich vorbehaltlos an einen Menschen zu binden; wird immer geringer; eine tiefere Beziehung und Partnerschaft aufzubauen wird immer schwerer. Immer mehr Patchworkfamilien, Scheidungswaisen und Bindungsunfähigkeit aus Enttäuschung sind die Folge.
Glaubt man Umfragen, wünschen sich die allermeisten Treue, Beständigkeit, Verlässlichkeit und einen festen Rahmen fürs eigene Leben; mit einem Wort: Heimat.
Wie gut, dass einer da ist und da bleibt, ganz egal, was auch kommt. Jesus ist kein Lebensabschnittspartner, je nach Situation – auch wenn manche ihn gern dazu machen möchten. Er ist treu und schenkt Sicherheit. Er will unserer Seele Heimat geben.
Bitten wir ihn im folgenden Rosenkranz für alle, deren Existenz durch die Schnelllebigkeit und Wechselhaftigkeit unserer Zeit ins Wanken geraten ist.
6. Etappe: Frontenhausen – Seemannshausen
Thema: Moral (Verantwortung, Werte, stille Tage)
Alles ist beliebig. Jedenfalls scheint es in unserer Gesellschaft, als gäbe es kein Tabu mehr. Die Willkür des Einzelnen scheint kaum mehr Grenzen zu kennen. Moral und Werte sind wandelbar und scheinen ganz nach Belieben austauschbar zu sein.
Wer fragt heute noch nach Wahrheit – Lügen sind alltäglich, in der Werbung und in den Medien, in den Familien und am Arbeitsplatz. Manchmal sind es sogar die Eltern, die ihren Kindern beibringen: „Da sagst du ihm halt einfach: Ich bin krank…“
Wer respektiert heute noch Vorschriften – jeder will tun, was er will und wozu er gerade Lust hat. Warum sich an Geschwindigkeitsbegrenzungen halten? Warum bei der Steuererklärung ehrlich bleiben? Wieso stille Tage einhalten, wo der Karfreitag und Allerheiligen doch zum Feiern geradezu einladen?
Wer kann heute noch bescheiden sein – wo doch immer alles und für jeden verfügbar zu sein scheint? Freiwillig auf etwas verzichten bedeutet ausgelacht werden. Auf der Konsumwelle bewusst nicht mitschwimmen und andere Sachen wichtig nehmen, macht zum Außenseiter. Konsum ohne Grenzen aber führt zu grenzenloser Unzufriedenheit.
Wie viele achten heutzutage noch nicht einmal die Würde ihrer Mitmenschen? Kaputtmachen, Fertigmachen, auf Kosten anderer leben, Meinungen zu ignorieren, Vorurteile und Klischees zu zementieren, Verharmlosen von Unrecht und Gewalt kennzeichnen unsere Zeit.
Was ist uns heute noch etwas wert? Welche Werte leben Eltern ihren Kindern heute vor? Andere grüßen, Respekt vor Erwachsenen haben, ein Nein akzeptieren lernen, sich unterordnen können – sind das wirklich Werte von gestern?
Vielleicht können deswegen immer weniger Menschen mit den christlichen Wertmaßstäben etwas anfangen, weil sie keine Grenzen und keine Konsequenz mehr kennen.
Im folgenden Rosenkranz erinnern wir uns an Jesus, der uns seine Werte vorgelebt hat. Bitten wir ihn, dass wir sein Beispiel mehr und mehr in unser Leben umsetzen lernen.
Rosenkranz von den Werten Jesu
Thema: Frieden – Syrien – Ukraine – Afrika – etc.
Als wir das letzte Mal mit gelben Tüchern um den Hals durch dieses Tal zogen – es war im Jubiläumsjahr 2004 – pflanzten wir ein kleines Lindenbäumchen als unseren Friedensbaum. Es ist schon ordentlich gewachsen – ganz anders als der Frieden in der Welt, den wir immer nur bedroht und brüchig erfahren.
Auch heute laden wir euch ein, das so genannte „trostlose Tal“, in ein Tal des Friedens, in ein „singendes Tal“ des Gebetes und des Miteinanders zu verwandeln.
Beten wir um den Frieden zwischen Menschen und Völkern, zwischen Schichten und Gruppen, in der Welt und in unseren Familien.
Herr, schenke Frieden den Menschen in Syrien! Über so viele Monate haben uns die schrecklichen Bilder von Tod und Terror in den Medien begleitet. Nun ist es still geworden um das Schicksal der Freiheitskämpfer. Ist das ein hoffnungsvolles Zeichen? Oder haben unsere Medien keinen Platz mehr für sie? Beten wir darum, dass der Krieg gegen das eigene Volk ein Ende findet und endlich Frieden und Gerechtigkeit wachsen können.
Herr, schenke Frieden den Menschen und Nationen in Nordafrika! Vor einem Jahr schafften sie im arabischen Frühling den Sieg der Freiheit über die Diktatur. Nun gilt es die Demokratie zu gestalten und Gerechtigkeit und Frieden auf Dauer zu sichern. Beten wir, dass der Einsatz nicht umsonst war und ein neues Miteinander wachsen kann.
Herr, schenke Frieden unter den Völkern im Nahen Osten. Der Konflikt im Heiligen Land zwischen Israel und Palästina kommt an kein Ende. Vermittlungsversuche öffnen Chancen und scheitern kläglich. Fronten verhärten, die Positionen werden immer radikaler. Beten wir, dass sich endlich ein gemeinsamer Weg für alle öffnet und Vertrauen wachsen kann.
Herr, schenke Frieden in Afghanistan. Die Verrohung durch den jahrzehntelangen Krieg prägt alle Beteiligten. Die Meldungen über amerikanische Soldaten und ihre Greueltaten erschrecken uns. Daraus resultiert neue Gewalt. Beten wir, dass die Menschen Hoffnung bekommen, beten wir, dass die Soldaten aus aller Welt gesund nach Hause zurückkehren können und die Eigenverantwortung der Afghanen für ihr Land wachsen kann.
Herr, schenke Frieden in den Ländern Asiens, in der Ukraine und in Aserbaidschan. Die Missachtung der Menschenrechte ist alltägliche Erfahrung. Statt Meinungsfreiheit und Demokratie gibt es Militär und atomare Aufrüstung. Ereignisse wie die Fußball-EM und der Song-Contest rücken diese Ungerechtigkeiten in den Blickpunkt. Beten wir, dass die Stimmen der Menschenrechtler Gehör finden und dass nicht nur der internationale Druck, sondern vor allem die Einsicht der Machthaber wächst.
Herr, schenke Frieden in unseren Familien. Täglich begegnet uns unvorstellbare Gewalt und Aggression zwischen Männern und Frauen, Frauen und Männern, zwischen Eltern und Kindern, Kindern und Eltern. Meinungsverschiedenheiten werden nicht mehr ausdiskutiert, sondern mit Gewalt gelöst. Vergewaltigung, Missbrauch, Mord und Körperverletzung jeden Tag. Beten wir, dass die Liebe wächst.
Herr, schenke Frieden in unserem Land. Das Erschrecken über die Morde durch die Rechtsradikale Szene zeigt, wie bedroht das Miteinander friedliebender Menschen jeden Tag auch bei uns ist. Das Auftreten der Salafisten führt zu Straßenschlachten und macht Angst. Die Ausschreitungen von Hooligans nach Fußballspielen und anderen extremen Gruppen gefährden Menschen. Polizisten riskieren häufig ihr Leben. Beten wir dass der Respekt voreinander und der gewaltfreie Umgang miteinander wachsen können.
Herr, schenke Frieden jedem von uns. Wer mit sich im Unfrieden ist, voll Neid und Missgunst, voll Minderwertigkeitsgefühl und Hader, wird es andere Menschen spüren lassen. Menschen, die sich als Versager fühlen, als Außenseiter einer vermeintlich besseren Gesellschaft, haben nichts mehr zu verlieren und flüchten sich in Gewalt. Beten wir, dass der Friede unter uns wächst.
Der Herr hat zu seinen Aposteln gesagt: Frieden hinterlasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch. Darum bitten wir: Herr, Jesus, Christus, schau nicht auf unsere Sünden, sondern schau auf den Glauben deiner Kirche und schenke ihr nach deinem Willen Einheit und Frieden! Schenkt einander ein Zeichen des Friedens und der Versöhnung!
Beten wir die folgenden Rosenkranzgeheimnisse um den Frieden für die Welt und für uns.
Rosenkranz der Seligpreisungen
Thema: Kreuzweg (Pilgerbüchlein S. 125)
Thema: Für alle Daheimgebliebenen Angehörigen und Freunde und ihre Anliegen
Beten heißt nicht nur: Für sich selber beten. Beten und sich mit Gott austauschen heißt immer auch, für andere beten und sie in ihrer Situation Gott anvertrauen.
So beten wir für alle unsere Angehörigen und Freunde, die wir zuhause wissen. Für die Anliegen, die sie uns aufgetragen haben und in den Freuden oder Sorgen, die wir kennen. Erflehen wir ihnen auf die Fürsprache Mariens den Segen Gottes.
7. Etappe: Seemannshausen – Gangkofen
8. Etappe: Gangkofen – Massing
Thema: + Pilgerbischof Karl Flügel und alle verstorbenen Helfer unserer Wallfahrt
9. Etappe: Massing – Wald
Thema: Maria
An diesem Morgen freuen wir uns, dass wir in so großer Zahl, die letzten Kilometer nach Altötting beginnen dürfen. Wir grüßen alle, die die Nacht hindurch gefahren sind, um sich ab Massing mit uns auf den Weg zu machen. Für euch und alle, die jetzt zu unserer großen Pilgergemeinschaft zählen, danken wir Gott. Sein Segen führe uns auf unserem Weg. Nun beten wir den ersten Rosenkranz dieses Tages. Immer wieder sprechen wir dabei das „Gegrüßet seist du Maria“. Doch das ist nicht nur ein Gebet zur Gottesmutter, sondern immer auch die dankbare Erinnerung, dass Gott seinen Sohn in diese Welt gesandt hat. Er ist Mensch geworden für uns. Die Worte des Engels, mit denen das „Gegrüßet seist du Maria“ beginnt, bringen das zum Ausdruck. Rosenkranzbeten heißt, das Leben Jesu betrachten; die einzelnen Geheimnisse, die jeweils ein Ereignis aus dem Leben Jesu aufgreifen, unterstreichen dies.
Wenn wir auf unserem Weg betend auf Jesus schauen und die Fürsprache der Gottesmutter anrufen, dann dürfen wir gewiss sein, dass wir all unsere Anliegen voll Vertrauen in unser Gebet hinein legen dürfen, seien es die ausgesprochenen oder auch die stillen Anliegen. Widmen wir unser Gebet allen Menschen, denen wir versprochen haben, an sie zu denken. Bitten wir um die Fürsprache der Gottesmutter in allen Anliegen, die uns auf dem Herzen liegen und die wir für andere auf unserem Weg mittragen. Beten wir auch für unsere Quartierleute und Helfer, die uns in der vergangenen Nacht gastlich aufgenommen und uns auf verschiedenste Weise freundschaftlich geholfen haben.
Thema: Hl. Anna Schäffer – Beraterin, Trösterin, Vorbild
Am 21. Oktober dieses Jahres wird Papst Benedikt die Sel. Anna Schäffer von Mindelstetten heilig sprechen. Schon gestern früh haben wir daran erinnert und sie um ihre Fürsprache für alle Kranken und Leidenden angerufen.
Anna Schäffer lebte von 1882 bis 1925. Nach einem schweren Unfall, bei dem sie sich beide Beine mit kochender Lauge verbrühte, war sie 25 Jahre lang ans Bett gefesselt. Siehat uns auf diese Weise ihr Vorbild des Glaubens gegeben und gezeigt, dass Leid und unheilbare Krankheit im Vertrauen auf Christus angenommen werden können.
Aber die neue Heilige sah den Sinn ihres Lebens nicht nur im Leiden. In all den Jahren ist sie so vielen zur Ratgeberin und Trösterin geworden. Sie schrieb unzählige Briefe von ihrem Krankenbett aus, in denen sie die Ratsuchenden ermutigte und ihnen Hoffnung und Trost zu sprach. Die Mindelstettener Familien kamen mit ihren Problemen und Fragen zu ihr und suchten mit ihr Antwort und Orientierung.
Darin erkannte Anna ihre Berufung: Zwar konnte sie den Glauben und die Frohe Botschaft nicht als Schwester in der Mission verkünden, wie sie es ursprünglich wollte; stattdessen fand sie ihre neue Aufgabe darin, Hoffnung und Trost von ihrem Krankenbett aus zu verkünden. Der Blick auf sie macht uns also deutlich, dass Christus jeden Menschen braucht, niemand ist ihm zu klein, zu schwach, zu krank, als dass er nicht Mitarbeiter am Reich Gottes wäre.
Nehmen wir unseren Rosenkranz wieder zur Hand, wie es die heilige Anna Schäffer täglich getan hat, bitten wir sie um ihre Fürsprache und beten wir für alle Kranken und Leidenden, aber auch für alle Ratsuchenden und Verzweifelten, für alle Kleinen und Schwachen, die nach einem Sinn in ihrem Leben suchen.
10. Etappe: Wald – Altötting
Thema: Unsre Anliegen
Auf dieser letzten Wegstrecke vor Altötting laden wir euch ein, noch einmal in euren ganz persönlichen Anliegen den Rosenkranz zu beten. Ein Eintrag im Anliegenbuch lautet: Danke, dass du meine Bitte von der letztjährigen Wallfahrt erhört hast! In diesem Vertrauen beten wir miteinander den trostreichen Rosenkranz.
Trostreicher Rosenkranz
Thema: Unsere Anliegen
Auf unserem Pilgerweg, der jetzt dem Ziel entgegen geht, haben wir viele Bitten vor Gott gebracht und Maria um ihre Fürsprache angerufen. Immer wieder werden wir von manchen Pilgern hingewiesen, dass dieses oder jenes Anliegen noch nicht angesprochen wäre. Wir möchten deshalb unsere Anliegen auf diesen letzten Kilometern vor Altötting noch einmal zusammenfassen und gemeinsam dafür beten:
Zu Beginn unseres Weges brachten wir unsere Freude zum Ausdruck, dass wir in so großer Zahl nach Altötting pilgern dürfen, und dass wir miteinander als das pilgernde Gottesvolk zeigen, was Kirche ihrem Wesen nach ist. Wir haben darum gebetet, dass jeder von uns das Seine zu einer lebendigen Kirche beitragen soll, um das Licht Christi in unseren Pfarrgemeinden, in unserer Diözese und in der ganzen Kirche umso heller zum Leuchten zu bringen.
Eine Bitte, die in unserem Anliegenbuch immer wieder anklingt, ist die Bitte für die Familien, ganz besonders für die Kinder und Enkel. Wir haben gebetet, für die Eltern, die sich mit ihren Kindern auf den Weg ins Leben und in den Glauben machen, um die richtigen Entscheidungen und die Begleitung Gottes, angesichts so vielfältiger Herausforderungen und Fragen.
Auf der zweiten Etappe setzten wir unser Gebet für die Familien fort und haben die Anliegen der Eltern für ihre erwachsenen Kinder vor Gott getragen. Die Sorge um Ehe, Partnerschaft und zerbrochene Beziehungen, die völlig veränderten Wertmaßstäbe in der Erziehung der Enkel, und die Bitte um Verständnis, Respekt und ein gutes Miteinander brachten wir vor Gott.
Angesichts der neuen Kommunikationsplattformen im Internet und dem täglichen Umgang so vieler mit diesen, haben wir gebetet um die Fähigkeit, dass wir den Menschen so begegnen können, wie Jesus es getan hat. Sie anschauen, sie annehmen, ihnen zuhören und sie ansprechen, ihnen herzlich und persönlich zu begegnen, damit unsere Welt nicht in Gefahr kommt, an Möglichkeiten reicher, aber an Menschlichkeit ärmer zu werden.
In den Abend des ersten Pilgertages hinein haben wir Gott gedankt für das Glaubenszeugnis, das ihr mit eurem Singen und Beten gebt! Dankbar für ihr Engagement und als Zeichen der Wertschätzung haben wir allen unser Gebet gewidmet, die auf verschiedenste Weise vor Ort die Kirche tragen und maßgeblich mitgestalten.
Am Freitagmorgen nahmen wir uns das Leben und das Gebet der bald Heiligen Anna Schäffer zum Vorbild. Wir haben für unsere Kranken und Leidenden gebetet. Gleichzeitig empfahlen wir jene dem Herrn, die die Kranken liebevoll pflegen, damit er ihnen die nötige Kraft und Geduld schenkt.
Die Sorge um Arbeiter für die Ernte des Herrn, um eine Atmosphäre, in der junge Leute den Ruf Gottes zu einem Dienst in der Kirche als Priester, Diakon, in den Ordensgemeinschaften und in den pastoralen Diensten hören und ihm folgen können, war Inhalt unseres Gebets. Ebenso brachten wir unsere Familien vor Gott, damit in ihnen der Glaube lebendig bleibt und in jungen Menschen das nötige Fundament für die Nachfolge Christi in einem geistlichen Beruf grundgelegt wird.
Die aufgehende Sonne legte uns die Freude und den Dank für die herrliche Natur, durch die uns unser Weg führt, ans Herz. Doch wir beteten auch darum, dass wir Menschen unserer Verantwortung gegenüber der Schöpfung gerecht werden, dass übertriebenes menschliches Forschen die Schöpfung Gottes nicht nur auf das Machbare und Verfügbare reduzieren. Das Gute der Schöpfung zu erkennen, war unsere Bitte, damit wir nicht nur von, sondern vielmehr mit der Natur leben.
Dass wir unser Leben in Beruf, Freizeit, Partnerschaft und vielen anderen Bereichen nur noch befristet und begrenzt erfahren, war Grund unseres Gebets. Wir brachten die Sorge vor Gott, dass immer weniger Menschen eine wirkliche Heimat finden, die ihnen Geborgenheit schenkt und die Bitte, dass er uns treu bleibt und Sicherheit schenkt ganz besonders angesichts der Schnelllebigkeit und Wechselhaftigkeit unserer Zeit.
Die Beliebigkeit von Wertvorstellungen in unserer Gesellschaft, ließ uns bitten um Wahrheit, Respekt voreinander und vor den Grenzen der eigenen Freiheit. Wir erinnerten uns an Jesus, der uns seine Werte vorgelebt hat und haben zu ihm gebetet, dass wir sein Beispiel mehr und mehr in unser Leben umsetzen lernen.
Mit der Bitte um Frieden zogen wir durch das singende Tal, vorbei an unserem Friedensbaum. Und wir schenkten unser Gebet allen Menschen und Völkern, die unter Krieg, Terror und Missachtung der Menschenrechte leiden, ebenso den Völkern des Nahen Ostens und Afrikas, die nach Gerechtigkeit und Demokratie streben. In gleicher Weise beteten wir um den Frieden in unserem Land, in dem Gewalt und Aggression, gerade unter Jugendlichen, immer mehr werden.
Im Vorbeigehen am Friedhof von Heiligenstadt schenkten wir unserem verstorbenen Pilgerbischof, sowie all unseren verstorbenen Angehörigen, Pilgern und Helfern unser Gebetsgedenken.
Gestern und heute morgen haben wir im Gebet unserer Quartierleuten gedacht und gedankt für alles Gute, das uns an den beiden Tagen zuteil wurde. Wir empfehlen sie auch jetzt der Liebe Gottes.
Auf der vorletzten Etappe schauten wir auf die Selige Anna Schäffer und ihr Lebensbeispiel als Ratgeberin und Trösterin. Wir beteten unseren Rosenkranz für alle Kranken und Leidenden, aber auch für alle Ratsuchenden und Verzweifelten, für alle Kleinen und Schwachen, die nach einem Sinn in ihrem Leben suchen.
Nicht zuletzt waren es die Anliegen, die ihr in unser Anliegenbuch geschrieben habt, denen wir alle miteinander unser gemeinsames Gebet schenkten. Mögen eure Bitten Erhörung finden!
Immer wieder beteten wir in diesen Tagen vor Pfingsten um die Kraft des Heiligen Geistes. In diese Bitte – dass die Kraft von oben bei dieser Wallfahrt unsere Herzen erfüllt und uns Mut macht, wenn wir in die Aufgaben, Sorgen und Fragen unseres Alltags zurückkehren – in diese Bitte stimmen wir auch jetzt noch einmal ein.